Das süßeste Fest Italiens, das Festival der Torrone, wirkt noch nach bei mir. Daher auch diese Woche noch ein Beitrag dazu: Was steckt dahinter? Warum wird gerade in Cremona ein in ganz Italien bekanntes Fest jährlich für die Torrone ausgerichtet?
Die Legende sagt, dass 1441 diese Süßigkeit aus Anlass der Hochzeit von Francesco Sforza und Bianca Maria Visconti und des damit verbundenen Festessens in Cremona erfunden wurde. Man kreierte einen Nachtisch aus Honig, Mandeln und Eiweiß in Form des Torrazzo von Cremona bzw. eines Turms, auch Torrone genannt. Daher leitet sich der Name der Süßigkeit ab.
Bianca Maria Visconti war die Tochter des Herzogs von Mailand. Dieser gab die Orte Cremona und Pontremoli als Mitgift an Francesco Sforza, der auch sein Nachfolger werden sollte. Ihm werden wir noch öfter in der Lombardei begegnen. Jedenfalls wählte man als Ort für die Hochzeit Cremona aus. Man wusste wohl schon damals warum, die Schönheit der Innenstadt und die kulinarischen Genüsse überzeugten.
Dieses auslösende Ereignis wird jedes Jahr in Form eines Umzugs in historischen Kostümen nachgestellt. Es erfolgt also der Einzug der Hochzeitsgesellschaft in Begleitung von Musikkapellen ins Zentrum von Cremona mit anschließendem „Festmahl“ auf dem historischen Marktplatz. Und damit die „Bürger“ auch etwas davon haben und nicht nur die Edelleute den Gaumengenüssen frönen, gibt es eine kostenlose „Speisung“ für das Volk, in Form von Torrone. Es ist jedes Jahr wieder großartig, an diesem Spektakel teilnehmen zu dürfen. Natürlich ist es eine Legende, aber eine schöne und sie eignet sich hervorragend um ein Fest zu veranstalten. Natürlich auch, weil es in Cremona die bekanntesten Torrone-Produzenten gibt. Aber auch in anderen Teilen Italiens wird Torrone hergestellt mit den jeweiligen regionalen Eigenheiten und Abwandlungen. Diese Regionen präsentieren sich ebenfalls auf dem Fest der Torrone in Cremona. So kann man wunderbar Vergleiche ziehen und sich sein Lieblingsprodukt aussuchen. Der guten Ordnung halber möchte ich erwähnen, dass es natürlich nicht nur in Italien Torrone – oder auch weißer Nugat genannt – gibt, sondern im ganzen Mittelmeerraum, aber auch in slawischen Ländern, im Mittleren Osten bis hin zu Indien vergleichbare Süßigkeiten erfunden und verzehrt werden. Wahrscheinlich sind dies die ältesten Süßigkeiten der Welt. Schließlich handelt es sich um altbewährte und weithin verfügbare Zutaten.
Dieses Jahr zog es jedenfalls 270.000 Besucher nach Cremona, um das süße Fest zu begehen und sich am Rahmenprogramm zu erfreuen. Wäre das nicht eine gute Idee für einen Kurzurlaub im nächsten Jahr? Es lohnt sich!
